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In den letzten Jahren hat sich Europa als globaler Vorreiter im Wandel zur grünen Wirtschaft etabliert, mit dem Ziel, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Dies ist in erster Linie auf das nachhaltige Engagement skandinavischer Länder zurückzuführen, was zeigt, wie wichtig Wohlstand und gute Regierungsführung für die Umweltleistung sind – Faktoren, die in den Nachhaltigkeitsrankings immer wieder auf den Spitzenplätzen stehen. Europäische Länder schneiden allgemein gut ab, und im Environmental Performance Index (EPI) 2024, einem globalen „grünen“ Ranking, besetzen sie alle 20 Spitzenpositionen.
Laut Eurostat stammten im Jahr 2020 etwa 2,3 % des BIP der EU aus der Umweltwirtschaft, und dieser Anteil soll weiter steigen. Das zeigt die enge Verbindung zwischen Wohlstand, guter Regierungsführung und Umweltleistung. Dieser Artikel untersucht die Umweltleistung der weltweit grünsten Volkswirtschaften, mit einem besonderen Fokus auf die zehn führenden Nationen in Sachen Nachhaltigkeit, basierend auf dem EPI 2024. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Österreich, das sich in Europas grüner Landschaft durch innovative Ansätze im biologischen Landbau und nachhaltige Finanzprodukte auszeichnet, die den Wandel unterstützen.
Ein „grünes“ Land wird durch mehrere Faktoren definiert: die Umweltbelastung durch seine wirtschaftliche Produktion, die Nutzung erneuerbarer Energien, die Effektivität der Emissionsreduktionspolitik, den Einsatz nachhaltiger Technologien und die Erhaltung natürlicher Ressourcen. Eine grüne Wirtschaft reduziert Umweltverschmutzung und CO₂-Emissionen und fördert gleichzeitig langfristiges nachhaltiges Wachstum, wobei der Fokus auf erneuerbaren Energien, Recycling und Bioökonomie liegt.
Die grünsten Länder der Welt 2024
Der Environmental Performance Index (EPI) 2024 misst die Umweltgesundheit und die Vitalität der Ökosysteme anhand von Faktoren wie Nutzung erneuerbarer Energien, Reduktion von Treibhausgasemissionen und Schutz der Biodiversität. Hier sind die zehn grünsten Länder der Welt im Jahr 2024:
Estland (Score: 75,3/100)
Estland führt das EPI-Ranking 2024 an und ist das erste osteuropäische Land, dem diese Auszeichnung zuteilwird. In den letzten zehn Jahren hat Estland seine Treibhausgasemissionen um 40 % gesenkt, unterstützt durch einen Wandel von Ölschieferenergie hin zu erneuerbaren Energien wie Wind, Solar und Biomasse. Die fortschrittliche digitale Infrastruktur, inklusive einer 100%igen Abdeckung durch intelligente Stromzähler, spielt eine Schlüsselrolle in dieser Umstellung. Estland belegt außerdem weltweit den 7. Platz im Bereich Biodiversitätsschutz, mit dem Nationalpark Lahemaa als Paradebeispiel.Luxemburg (Score: 75,0/100)
Luxemburg belegt den 2. Platz und zeichnet sich durch eine starke Ökosystem-Vitalität aus, wobei über 55 % der Landesfläche geschützt sind. Zudem ist das Land ein globaler Vorreiter im Abwassermanagement, was zur hohen Umweltleistung beiträgt.Deutschland (Score: 74,6/100)
Deutschland belegt den 3. Platz, begünstigt durch den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien, was in den letzten zehn Jahren zu einer fast 20%igen Reduktion der Treibhausgasemissionen geführt hat. Mit über 30 % geschützter Land- und Meeresfläche ist Deutschland auch führend im Bereich Biodiversitätsschutz und im Abfallmanagement.Finnland (Score: 73,7/100)
Finnland bleibt stabil in der grünen Liga und bezieht 40 % seiner Energie aus erneuerbaren Quellen, darunter Bioenergie und Windkraft. Mit ehrgeizigen Klimazielen, die eine Reduktion der Emissionen um 60 % bis 2030 vorsehen, bleibt Finnland ein wichtiger Akteur in der globalen grünen Wirtschaft.Vereinigtes Königreich (Score: 72,7/100)
Das Vereinigte Königreich rangiert auf Platz 5 und hat ein starkes Netzwerk geschützter maritimer und terrestrischer Gebiete. Es ist das einzige im EPI gelistete Land, das marine Schutzgebiete hat, die über 30 % seiner Meeresgebiete abdecken. Allerdings wurden kürzlich Änderungen der Klimapolitik vorgenommen, die Zweifel daran aufkommen lassen, ob das Land sein Tempo bei der Dekarbonisierung halten kann.Schweden (Score: 70,5/100)
Schweden bleibt ein Nachhaltigkeitsführer und bezieht über 54 % seiner Energie aus erneuerbaren Quellen. Das Land strebt Netto-Null-Emissionen bis 2045 an und hat eine der weltweit höchsten CO₂-Steuern eingeführt, was zu Innovationen in grüner Technologie über mehrere Branchen hinweg führt.Norwegen (Score: 70,0/100)
Norwegen belegt Platz 7 und überzeugt mit einem beeindruckenden Anteil erneuerbarer Energien sowie der breiten Einführung von Elektrofahrzeugen – 50 % der Neuzulassungen sind elektrisch. Norwegen bleibt auch einer der weltweit größten Produzenten von Wasserkraft und plant, bis 2030 klimaneutral zu sein.Österreich (Score: 69,0/100)
Österreichs starkes öffentliches Verkehrsnetz, hohe Recyclingquoten und die Verpflichtung zu nachhaltiger Stadtplanung tragen zum 8. Platz im EPI 2024 bei. Wien, eine der nachhaltigsten Städte der Welt, hat ehrgeizige Ziele, bis 2040 klimaneutral zu werden.Schweiz (Score: 68,0/100)
Die Schweiz rangiert auf Platz 9 und punktet in den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft, Abfallmanagement und Biodiversitätsschutz. Das Land ist führend in der Energieeffizienz und strebt an, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mindestens 50 % zu senken.Dänemark (Score: 67,9/100)
Dänemark vervollständigt die Top 10 und setzt auf ehrgeizige Ziele für erneuerbare Energien sowie eine starke Fokussierung auf Windenergie. Das Land ist auch führend in der grünen Stadtentwicklung und hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden.
Österreich: Vorreiterrolle im biologischen Landbau und nachhaltigen Verkehr
Österreich rangiert im Environmental Performance Index (EPI) 2024 als acht nachhaltigstes Land weltweit. Dieses hohe Ranking spiegelt die führende Rolle Österreichs im Bereich der Nachhaltigkeit wider, wobei das Engagement für Praktiken wie den biologischen Landbau einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt natürlicher Lebensräume und zur Förderung der Biodiversität leistet. Durch den Fokus auf natürliche Stoffe und Verfahren reduziert der österreichische biologische Landbau die Umweltauswirkungen, schützt die Wasserqualität und verbessert die Bodenfruchtbarkeit. Damit zeigt Österreich ein starkes Bekenntnis zu umweltbewusster Landwirtschaft: 21,8 % der landwirtschaftlichen Betriebe sind vollständig biologisch zertifiziert – das ist die höchste Rate in Europa und liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt von 2,7 %.
Prozentual gesehen liegt der Anteil der vollbiologischen Betriebe in Österreich damit etwa 707 % über dem EU-Durchschnitt von 2,7 %.
Österreichs Rolle als Nachhaltigkeitsführer wird durch erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung weiter gestärkt. Das Land belegt in Europa den dritten Platz bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt und investierte 2022 3,18 % des BIP, um grüne Innovationen voranzutreiben und seinen Fortschritt im Umweltbereich zu festigen. Dieses Engagement für F&E untermauert auch den Schwerpunkt des Landes auf die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs.
Im Jahr 2022 hatte Österreich den viertgrößten Anteil von Bussen und Bahnen am Personenverkehr im Inland, mit 22,7 % des gesamten Personenverkehrs. Das umfassende öffentliche Verkehrsnetz in Wien, das aus fünf U-Bahn-Linien, 29 Straßenbahnlinien und 127 Buslinien (darunter 24 Nachtlinien) besteht, war ein wesentlicher Faktor dafür, dass die Stadt 2020 von der Resonance Consultancy zur grünsten Stadt der Welt ernannt wurde. Neben dem grünen Verkehrssystem wurde Wien von der Economist Intelligence Unit 2024 auch zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt, was das Engagement der Stadt für Nachhaltigkeit und Lebensqualität unterstreicht.
Österreichs grüne Finanzinitiativen für den Energiewandel
In Österreich wächst das Angebot an Finanzprodukten, die nachhaltige Entscheidungen fördern und es Privatpersonen sowie Unternehmen erleichtern, Teil der grünen Wirtschaft zu werden. Viele österreichische Banken bieten mittlerweile „grüne Kredite“ an, darunter:
Erste Bank: Bietet grüne Hypotheken mit günstigen Konditionen für energieeffiziente Hausmodernisierungen an und ermutigt Hausbesitzer, in nachhaltige Renovierungen zu investieren.
Raiffeisen Bank: Stellt grüne Kredite und Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte im Bereich erneuerbare Energien wie Solaranlagen bereit und hilft so, die Energiekosten von Haushalten zu senken und den CO2-Fußabdruck zu verringern.
Bank Austria: Fördert nachhaltige Mobilität durch Niedrigzinskredite für Elektro- und Hybridfahrzeuge.
Diese Finanzprodukte sollen es den Verbrauchern erleichtern, umweltfreundliche Optionen zu wählen, indem sie wirtschaftliche Anreize mit Nachhaltigkeitszielen kombinieren.
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Fazit
Europa bleibt weltweit führend beim Übergang zu einer grünen Wirtschaft, angetrieben von ambitionierten politischen Zielen und Investitionen in erneuerbare Energien. Doch auch Spitzenreiter haben noch Lücken. Kein Land erreicht im Environmental Performance Index (EPI) 2024 eine Punktzahl über 80, was zeigt, dass der Weg zur echten Nachhaltigkeit noch lang ist. Viele führende europäische Länder weisen Defizite im Schutz von Naturschutzgebieten und bei der Reduktion von Treibhausgasen auf, was zeigt, dass alle Nationen, selbst die besten, noch Verbesserungsbedarf haben.
Da Europa auf sein Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zusteuert, zeigen Länder wie Deutschland, dass bedeutende Fortschritte möglich sind. Italiens Wachstum in der Umweltwirtschaft und umweltfreundliche Finanzprodukte tragen ebenfalls dazu bei, den Übergang zu beschleunigen. Die Herausforderung besteht nun darin, dass alle Nationen ihre Anstrengungen verstärken, um die Klimaziele für 2030 und darüber hinaus zu erreichen.